Archiv für den Monat Oktober 2021

Und jetzt die Werbung …

In den 80igern kamen findige Filmproduzenten auf die Idee, Werbungen aus aller Welt zu einem abendfüllenden Film zusammenzuschneiden. Die lange Nacht der Werbung. Hier in Deutschland – ich weiß leider nicht, ob das gesamt ein deutsches Projekt war – fand das großen Anklang, weil wir mit einem frechen Italiener, der gar kein Auto hatte, und naiv-pornografischer Duschgel-Werbung den Zenit kreativen Werbeschaffens erreicht hatten. Weltweit waren die Spots aber brachial-witzig, ideenreich und alles andere als miefig.

Aber egal, aus welcher Richtung man es betrachtete, aus deutscher Spießer-Sicht oder aus amerikanischem Way-Of-Life-Blickwinkel; Werbung verkaufte Träume.

Mit dem richtigen Schoko-Riegel werde ich schlank, mit dem richtigen Duftwasser bin ich ein erfolgreicher Geschäftsmann, mit dem richtigen Bier finde schnelle super Freunde, mit dem richtigen Drink lege ich alle flach.

Wann genau haben wir uns von Idealen entfernt? Wann haben wir es aufgegeben, nach höherem zu streben?

Ich muß jetzt ernsthaft eine dicke Eiskunstläuferin in einem Presswurst-Sportanzug ertragen, die richtig gut drauf ist, weil sie die richtigen Binden trägt. Klar. Fettsein ist ja erstrebenswert. Wer kennt sie nicht, die richtig Fetten, die über 100 geworden sind?

Oder McDonalds, die auf einer Plakataktion für noch mehr Diversität werben. Weil es immer etwas gibt, das uns verbindet. Was meinen die damit? Dass ich so behindert wie der Mongi bin? So frauenfeindlich wie die Moslemin mit Kopfwindel, die sich von der verdorbenen westlichen Welt abgegrenzt wissen will? Da verwundert es schon, dass ein Opi auch zu sehen ist. Alter, weißer Mann mit Ehering.

Oder Amazon, die das zweite Jahr in Folge einen Werbespot laufen haben, der augenscheinlich für den afrikanischen Markt gedreht wurde, kommen doch ausschließlich Schwarze darin vor – ergo: keine Diversität. Was ist dann das Ziel?

Kennen Sie diese duplo-Werbung, mit dem schwulen Rentner, der von seiner Enkelin aus‘m Altersheim abgeholt wird und es lediglich mit dem Satz „Hallooo, mein Schatz!“ schafft, die gesamt Werbung zu vertucken?

Okay. Werbung bildet nie die Wirklichkeit ab. Firmen müssen ihre Produkte bewerben, um sie loszuwerden. Aber vor dem Bruch sprach man meine Träume, Sehnsüchte an: jaaa, ich werde mit Bacardi Alkoholiker und liege nur noch mit halbnackten Partymäusen in der Hängematte. Aber was passiert jetzt? Wo ist jetzt der Identifizierungseffekt?

Oder sollen sich nur Mosleminen, Mongis, Neger, Rentner-Tucken und Fette angesprochen fühlen? Ist der Rest-Markt abgegrast und nun feuert man auf die Randgruppen? Ist da so viel zu holen?

Ich bin zu faul, um zu googeln, wieviele Menschen in Dummland ihre Krise hinsichtlich einer Geschlechtsindentitätsstörung zu bewältigen haben. Aber ist dieser Bruchteil der Gesellschaft so wichtig für den Absatz einer Haarwäsche, daß man ihn mit grell-geschminkten Bengels in der Werbung abbilden muß?

Oder glauben die Werber ernsthaft, ich entscheide mich eher für das Produkt, das mit seiner bunten Heerschar von Paradiesvögeln wirbt, als für jenes Produkt, das von normalen Menschen beworben wird?

Oder bin ich mittlerweile der Freak? Auch möglich. Vielleicht muß man im Zwiespalt mit seinem Penis leben, sonst ist man nicht mehr normal.

Werbung

Hurra, wir leben noch …

Ich könnte Ihnen versprechen, hier wieder öfters zu schreiben. Aber das habe ich schon mehrfach getan. Und Sie haben mich womöglich gar nicht vermißt. Oder dieser Artikel ist lediglich einer Motivation geschuldet, die entsteht, wenn man neues Equipment zur Verfügung hat.

Sie kennen das. Aus Ihrer Kindheit. Wo Sie mit dem eckigsten Spielzeugtraktor-Geburtstagsgeschenk schlafen gehen wollten, um morgens, am besten noch vor dem Aufwachen damit spielen zu können. Als Junge. Als Mädchen vielleicht mit einer Puppe. Und wenn Sie sich diesen beiden Geschlechtern nicht zuordnen konnten, hatten Sie sowieso andere Probleme als eine unbeschwerte Kindheit; so mit Ihren Wahrnehmungsstörungen.

Bei mir sind es eine anklickbare Tastatur und ein Pen für mein iPad. Mein infantiler Umgang damit ist vermutlich meinem gestrigen Geburtstag geschuldet, als diese Sachen auf meinem Geburtstagstisch lagen.

Auch wenn ich im reifen Alter einer ordnungsgemäßen Midlifecrisis bin, stehen mir weder eine Sekretärin für ein außereheliches Verhältnis noch die finanziellen Mittel für den Ankauf eines Porsches-Cabrio zur Verfügung. Also stürze ich mich in technische Affinitäten. Ist auch günstiger als Scheidung oder ein sinnloser Kreditvertrag, weil man den Porsche nirgends mehr fahren darf.

Tja. Und so sitze ich hier und hacke in diese knuffig Tastatur, die für meine Wurstfinger mit Arthrose eigentlich viel zu filigran ist. Aber so ist wenigstens keine Sekretärin zu jung.

Thematisch könnte ich mich so weitreichend wie nie auskotzen, was irgendwann mal Sinn dieses Blogs war.

Meine Frau sagt, ich soll mich nicht mehr aufregen. Das Leben ist viel zu kurz, um es sich mit einigen Themen zu versauen. Klar, sie hat recht. Andererseits meine ich aber platzen zu müssen, wenn ich meine Klappe halte.

Und wenn ich nur feststelle, daß ich noch lebe.