Nachdem ich meinen gestrigen Post abgesetzt hatte, dachte ich mich regelmäßig in Rage.
Sind Sie Berliner? Diese Stadt erlebt derzeit einen seltsamen Wandel.
War es bis 1989 normal, Bundeswehrflüchtige (die ausschließlich in Peace-Kommunen oder in der Hausbesetzerszene endeten) in Berlin zu beheimaten – zur Erinnerung: hier gab es aufgrund des Alliiertenstatus‘ keine Wehrpflicht – zogen nach dem Mauerfall erst die Bonner hierher und danach jeder Dorftrampel, der hier mit der aufstrebenden Wirtschaft Karriere machen wollte.
Dagegen hat ja keiner ‚was.
Wogegen ich sehr viel habe, ist das Dorfleben nach Berlin zu verfrachten.
Gut, Bus und Bahn fahren hier seit Jahrzehnten nicht nach einem Hauptstadtplan, sondern eher so als sei man überrascht, daß es ein Nachtleben gibt.
Aber muß hier tatsächlich eine Idylle entstehen, die nach Kuhdunk und Irgendwas-Büttel stinkt? Zieht man nach Berlin – und ich meine: BERLIN! -, um dann seine Folklore einzubringen, die einen eben von einem Berlin unterscheidet? Schlimm genug, daß dieser unsägliche Döner-Fraß mittlerweile als Berliner Speise gilt. Da brauche ich nicht noch schwäbische Gemütlichkeit auf Sojakeim-Basis.
Ich übertreibe? Mit Nichten.
In unserem Stadt-Staat sitzen mittlerweile jene Menschen, die das Dorfleben total knorke finden, die DDR doch als Staatsform anerkennen oder mehr Wert auf Gender-Toiletten als funktionierende Schul-Klos legen. Die Grünen, Die Linke und die SPD. Letztere dümpelt ja seit Jahren in der Regierung mit und regt sich im jeweils aktuellen Wahlkampf dann über die Zustände in der Stadt auf. Bißchen schizo, aber die Berliner scheinen es zu mögen.
Man kann darüber streiten, ob in jeder Seitenstraße Tempo 30 notwendig ist. Oder ob vor einem Gymnasium dieses Tempolimit Sinn macht, wenn die Träger der zukünftigen Gesellschaft zu blöd sind, eine Straße zu überqueren. Zumindest das drückte man in den 80iger und 90iger heimlich, still und leise durch.
Nun ist ja das Totschlagargument Feinstaub-und-CO²-Ausstoß in aller Munde. Mit dieser Öko-Waffe möchte man nun auch auf Hauptstraßen die 30 Stundenkilometer durchsetzen. Auch hier ließe sich streiten. Womöglich könnte man mich hier und da sogar überzeugen.
Wenn da nicht das parallele Projekt wäre, Berlin in eine Fahrradstadt zu verwandeln.
Auf immer mehr ohnehin schon zugestauten Hauptstraßen nimmt man flugs eine Spur weg und ersetzt sie durch einen Fahrradstreifen.
Auch hier wäre ich kompromißbereit. Wäre da nicht die verlogene Strategie des Berliner Senats. Die interessiert es nämlich einen Dreck, was der Berliner möchte. Hier zählt einzig und allein die grüne Phantasie. Lesen Sie sich hierzu mal den Artikel im Tagesspiegel vom 22.02.2017 durch. „Negative“ oder „schwarze Pädagogik“. Na? An was erinnert Sie das?
Mich an finstere DDR-Zeiten.
Der Verkehrskollaps als Agenda reicht ja nicht. Jetzt wollen diese Dorfdeppen die Stadt Berlin auch leiser machen.
Noch mal: B E R L I N .
Ich will mein Berlin nicht leiser haben. Bzw.: das, was ich gerne leiser hätte, wird unter Rassismus verbucht. Wenn Kleinkinder an Häuserfassaden bis 1 Uhr nachts Fußball spielen, weil Ramadan ist.
Da die Torfköppe Berlin nicht kennen, starten sie einfach mal eine Umfrage, wo es denn laut sei. Die B.Z. berichtete gestern darüber. (Das Melde-Portal funktionierte übrigens bis jetzt nicht, was ich schadenfroh anmerken möchte.)
Auch da droht man schon wieder mit dem erhobenen Tempo-30-Schild.
Die Stadt wird langsam, leise und irgendwann tot. Diese Stadt lebt von ihrem Trubel.
Die ersten Anzeichen, daß Fluglinien ihre Flüge von und nach Berlin einstellen, werden einfach ignoriert.
Als die Columbiahalle am Columbiadamm eine Lärmschutzmauer aufstellen mußte, weil Mieter der dortigen Neubauten über zu viel Lärm bei Musikveranstaltungen klagten, lachte ich das noch als kleine Anekdote weg. Wer zieht denn neben ein Event-Club und regt sich dann auf?
Diese Logik scheint in dieser kranken Stadt aber mittlerweile den gesamten Senat erfaßt zu haben.