Archiv für den Monat September 2016

Der Ladendieb, das Opfer

Ah. Da ist es wieder. Dieses Gefühl um den Zeitgeist.

Klar, kommt ein Mensch zu Tode, ist das tragisch.

Surft einer mit der S-Bahn, bleibt es tragisch, aber Idioten gibt es immer. Da wird mein Mitleid nur begrenzt angesprochen.

Ebenso verhält es sich bei jenen, die es mit „mein und Dein“ nicht so genau nehmen.

Welch‘ ein unterdrückter Aufschrei ging gestern durch’s Land: da hat ein Supermarkt-Leiter einem Ladendieb so dermaßen auf’s Maul gehauen, dass der daran Tage später verstarb. Es bleibt dabei: das ist tragisch.

Mittlerweile wird das schlagzeilenträchtige Geschehen mit ein bisschen mehr Inhalt befüllt: der Ladendieb machte das beruflich. Der Supermarkt-Leiter allerdings auch. Also Ladendiebe verprügeln. Grundsätzlich scheiße. Ich habe was gegen Wild-West-Manieren und der entsprechenden Selbst-Justiz.

Aus einem anderen Blickwinkel betrachtet blüht in mir jedoch wenigstens ein Quäntchen Verständnis. Der Ladendieb war polizeibekannt. Gegen ihn eingeleitete Verfahren wurden bereits eingestellt. Man kennt das. Berliner Justiz und so. Und dann kommt der regelmäßig wieder und bedient sich. Der Schutz durch die Judikative oder zumindest die Exekutive läßt sich da schwer erkennen. Da kann man schon mal meinen, selbst Hand anlegen zu müssen. Zumal jener Ladendieb auch im Laden bekannt war und bereits Hausverbot hatte.

Tragisch. Aber den Ladendieb hat dazu keiner gezwungen.

Der Tenor des Artikels in der B.Z. von gestern drängt mal wieder den Gedanken auf, Diebe hätten eine faire Chance verdient. Nein, haben sie nicht. Einbrecher, Auto-, Laden- und Handtaschendiebe – bei mehr Zivilcourage wäre dieses Land nicht deren Eldorado.

(Quelle: s. B.Z.-Link oben vom 29.09.2016)

 

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Locker aus dem Handgelenk

Karl-Friedrich Lentze (68), ein Künstler, der nach seinem Tod gerne von Piranhas gefressen werden möchte, schlägt vor, in Berlin eine „Wichsbude“ einzurichten.

Anstatt ihn zu medikamentieren, bietet die Bild ihm ein Forum und eine Schlagzeile.

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Nun, ich kann.

Der Mastubier-Masterplan von Lentze: Das „Berliner Onanierstübchen“ soll Passanten die Möglichkeit geben, ein „bisschen Druck abzulassen.“ Denn: „In Kaufhaus-Toiletten wird doch sehr die intime Atmosphäre vermisst“.

„Ich bin bekennender Onanist“, sagt der Künstler, der seit 2014 von seiner Frau geschieden ist. „Für den Bezirk könnte sogar noch ein Gewinn dabei rauskommen“, sagt er. Zusätzlich zum Eintritt könnten Nutzer „zweckbezogene Ausstattung“ an Automaten ziehen, Erotika, Hygieneartikel, Heftchen.

Draußen vor der Tür soll eine elektronische Anzeige stehen. „Wie beim Amt steht dann die voraussichtliche Wartezeit“, sagt Lentze. Er ist sich sicher: „Auf die ‚Wichsbuden‘ hat die Welt schon gewartet.“

Man wird sich aber wohl für einen Kinderspielplatz entscheiden, weiß Sabine Weißler (Die Grünen) zu orakeln.

Nun. So ein großer Unterschied ist das bei den Grünen ja nicht.

(Quelle: s. Bild-Link oben, Text-Zitate aus Artikel von Julien Wilkens)

Köpfen und Kochen

unbenannt

Die kleine Maus da in der Mitte, das ist Wahida Mohamed.

Wahida ist eine total Nette. Nicht so unzivilisiert wie der böse „IS“. Nein, sie köpft „IS“-Mitglieder und kocht ihre Köpfe – zu was, will ich vermutlich nicht wissen.

Gleich mal Asyl anbieten.

(Pic by CNN, Quelle: Focus, 29.09.2016)

 

Lass dem Kind doch die Bouletten

Kleines Gedankenspiel: Ihrem Nachbarn platzt ein Wasserrohr. Die Wohnung steht unter Wasser. Großherzig bieten Sie der dreiköpfigen Familie an, bei Ihnen zu wohnen, bis das Schlimmste vorbei ist. So in ein paar Monaten.

Sie kommen irgendwann von der Arbeit und stellen fest, dass nicht nur das Familiensilber fehlt, Ihre Tochter zwangsbesext wird, das Inventar auseinander genommen wurde, sondern Ihre neuen Gäste Ihnen freundlich ins Gesicht grinsen und Sie auffordern, sich nicht so zu haben.

Was machen Sie?

Ahhh … „Rausschmeißen!“ … gaaanz dünnes Eis.

Diese Reaktion ist nämlich ganz doll populistisch, rechts und sowieso böse.

In meinem ersten Beitrag habe ich geschrieben, dass ich mit dem Zeitgeist nicht mehr klarkomme. Den verbreitet heute – vermutlich unter anderem – der Focus und stellt einen Artikel ins Netz, der im Tenor eine vermeintliche, unverhältnismäßige Härte der Schweiz, insbesondere der konservativen SVP, attestiert, kriminelle Ausländer dem Land zu verweisen, sprich: abzuschieben.

Kommen wir noch mal auf Ihre Nachbarn zu sprechen. Die dürften sich zwar wie Sau benehmen, aber so richtig rausschmeißen wäre schon ein bisschen nazi.

Bin ich da jetzt zu spießig? Zu konservativ? Ja, sagen Sie’s ruhig: zu rechts?

Kleiner Tipp übrigens: bei 95% der Taten gibt es ein „davor“. Die Tatsache, wegen Straffälligkeit abgeschoben zu werden, kann man beeinflussen.

 

 

Aus die Maus

Tja. Twitter hat mich rausgeschmissen. Nach vier Jahren und fast zwei Monaten.

Theoretisch bietet man mir eine Deluxe-Mitgliedschaft an. Die wollen meine Telefonnummer. Vermutlich, um mich mal auf’n Kaffee einzuladen.

Natürlich nicht. Die wollen nur mein Bestes. Meine halbwegs existierende Anonymität im Netz. Und deswegen können die mich mal.

Wie ich zu der Ehre komme? Weil irgendwem meine Tweets nicht gefallen haben. Da rennt man natürlich sofort schnippsend zum Lehrer und geifert: „Ich weiß was, ich weiß was!“

Keine Ahnung, ob meine Tweets den Tatbestand der Beleidigung erfüllen. Oder anderen Kram. Seit das Kahane-Maas-Gespenst umgeht, scheint irgendwie alles strafbewehrt (erinnert mich an irgend’was …).

Ja, meine Tweets sind wütender geworden. Weil der Zeitgeist mich nicht mehr abholt, wie es im Casting-Neu-Deutsch heißt.

Sie wollen wissen, wo Sie hier gelandet sind? Auf einem Blog, dessen Autor sich nach der ruhigen, unschuldigen Welt vor political correctness und vor 9/11 sehnt, als Moslems noch lustige Pluderhosen-Träger waren und Frauen sexy sein durften, ohne eine strunzhäßliche, grüne Feministin an den Hacken zu haben.

Wenn es Ihnen genauso geht: bleiben Sie, seien Sie willkommen. Wenn nicht: bleiben Sie, seien Sie willkommen.

(pic/ Header: Screenshot Hart aber fair (ARD) vom 12.09.2016, zeigt Dirk Schümer; pic/ Beitrag: Screenshot Twitter-Account @bloxxter)